Cognitio

Wenn man sich selbst nicht annimmt,
kann man auch andere nicht annehmen.
Wenn man sich selbst annimmt,
braucht man keine anderen, die einen annehmen.
Wenn man keine anderen braucht,
ist man erst bereit für andere.

Ménage-à-trois

Bist du der,
den ich will,
dass du es bist?
Oder sehe ich überhaupt,
wer du wirklich bist?
Bist du ohne mich
ein anderer
und mit mir
bist du das nicht?
Und wer bin ich,
weiß ich es denn?
Oder denkst du zu wissen,
wer ich wohl bin?
Und wenn du es mir sagst,
sagst du das,
was ich hören will?
Oder will ich
nicht hören,
wie du mich siehst?
Höre ich überhaupt das,
was du mir sagst?
Und erhörst du meine
Worte über dich?
Sehen wir uns gegenseitig
richtig oder nicht?
Nein, das tun wir erst,
wenn jeder für sich
erkennt, wer er ist.
Und das erfahren wir
vom Dritten unter uns,
dem Wir.
Erst dann werden wir
zu Du und Ich
und wahrhaftig zu Wir.
Ich freue mich auf dich!

Unherzlich

Eine Oma lächelt am Fenster dem Nichts zu.
Wolken schlurfen am Himmel entlang.
Die Luft flirrt vor Reglosigkeit.
Keine Seele zu sehen, auch in keinem Menschen.

Wutzärtlich

Mich überfällt
ein Gefühl,
das nicht edel,
nur ein Gewühl,
ein Sturm ist
von Empfindungen,
die, wie Brandmale
auf der Haut,
sich jagen und
rufen laut:
Fühlst du alles,
fühlst du nichts?
Keins ist wahr!
Alles zu fühlen
ist Gefahr,
nichts zu fühlen
Verschwendung,
sei gewahr!
Gibt es eine Wahrheit
in der Mitte? Nein!

Ich suche sie dennoch.
Der Realität entrückt,
such‘ ich mich
in der Phantasie
weit fort von hier.
Vorauseilen will
mein zeitloser Geist,
nicht verweilen,
keine Gespräche
mit Erinnerungen.
In das Bild der Zukunft
eingedrungen sucht er
mit der Seele an der Hand
etwas, was in Freude,
auch in Trauer
glücklich macht.
Jemanden, der mich
liebt und erträgt
Tag und Nacht.

Dann weine ich wieder
und werd‘ gefragt:
Warum weinst du nun?
Einen Regentropfen
habe ich verschluckt,
sage ich, nur darum.