Welch ein Titel! Und warum der? An Trinkhallen gehe ich selten vorbei, dennoch spüre ich deren Sog, doch nicht auf mich, sondern auf die Stammkundschaft, die nicht nur wegen des Alkohols dahin pilgert Tag für Tag, sondern, um nicht allein zu sein. Im Sommer steht sie unter dem Schirm, im Winter unter der Heizglocke. Im Herbst regnet es ihr unter die Haut, im Frühling quält sie die Sehnsucht wie Gier. Diese Kundschaft, die meist aus Männern besteht, von solchen, die sich nur untereinander verstehen. Manchmal verirrt sich auch eine Frau dahin, eine vielleicht mit Raucherstimme, die mit den Männern um die Wette grölt über belangloses Zeug, was eigentlich nur für uns kaum einen Sinn ergibt. Für sie ist es das Leben, eines, das ihnen sonstwo nicht gegeben, denn zu Hause haben sie nichts, keine Frau, keinen Mann, kein Kind. So gehen sie zu ihrer Trinkhalle zuhauf, und wir bauen unsere Trinkhallen zu Hause auf.
Humanitas!
Wie soll ich es in Worte fassen, was mich umgibt wie ein amorphes Feld von reglosem Schrei?
Es kommt aus dem Blick der alten Frau von nebenan, vom verlorenen Kinde alleine im Wald, vom Junkie, der unter der Brücke lallt, hochgewürgt aus tausend Kehlen in Kriegen, von vielen, die es begraben in Schößen von Ungeliebten, oder von denen, die nur ihre Habseligkeiten umarmen in der Bahn. Es ist der Schmerz, den man nicht beschreiben kann, dessen Ort man nicht kennt, weil es weh tut überall, wie die nachletzte Luft, wonach man sich zuckt, doch nicht in der Lunge, im Herzen brennt es nach dem veratmeten Glück.
Man kann daran sterben. Es ist die Einsamkeit.
Rückblende
Wie ich dich
von hinten sehe,
dein Blick
schweift in die Ferne,
vor dir eine Wand,
nichts als eine
unstete Bewegung,
die uns verband
für einen Augenblick,
wie ich dich sah,
ich dich sah.
Abstand
Was mich erregt,
begehren vermag ich es nicht,
ein Schleier der Erinnerungen
trübt den wahren Blick.
Eine Schranke, ein Wall,
ein Graben zieht sich
zwischen mir und der Erfüllung.
Und es gibt keinen Weg, keinen Bogen,
keine Brücke, um zu überwinden
die kalte Zertrennung.
Eine dünne Schicht aus Angst,
eine Membran. Deine? Meine?
Ein samtenes Gewand,
das die Berührung vertreibt.
Melankolik
… wenn Traurigkeit weh tut.