Horror vacui

Wie kann etwas, das es nicht gibt,
einen dermaßen erfüllen, beherrschen und bedrücken?
Wie kann Leere so schwer und unerträglich sein?
Warum nimmt sie so viel Platz in einem ein,
Dass nichts anderes sie ersetzen kann?
Warum hat Liebe so wenig Mut, sich zu behaupten
Und zu schreien: Geh weg, deine Macht ist vorbei!

Monolog

Warum erzähle ich es, und wem?
Niemand wird’s je lesen, soll nicht geschehen.
Dass ich Angst habe vor Familien mit Kindern,
vor Frauen und Männern, die wissen,
warum sie auf Erden fristen?
Dass ich nicht bin, in der Welt nicht stehe,
keinen Sinn, keinen Wert in mir kenne,
wandele als Hülle, mal weinend, mal lachend,
ohne Gefühle, denn zu schwach für sie alle?
Dass ich endlich erkannt werden will,
damit ich wieder zum Menschen werde?!
Dass ich wahrheitsverklebt
nichts anderes will und ertrage
als die reine Liebe?
Ich soll mich zeigen! Tue ich ja,
mein Herz leuchtet, aber gespiegelt
fahles Licht mir nichts bedeutet!
So verhungere ich, ein langer Abschied,
und schmerzlich sehne mich nach Hause,
– ob nach Menschen, Ort oder Zustand –
wo Nähe und Berührung von Körper und Seele
nicht verdient und nicht entzogen werden,
sondern entwachsen aus Herzenswärme!

Leere

Die Menschen haben solche Angst vor dem Glück,
dass sie lieber im sicheren Hafen des Schmerzes verweilen.
Glück ist keine Gefahr, es ist der Urzustand!

An der Trinkhalle

Welch ein Titel! Und warum der? An Trinkhallen gehe ich selten vorbei, dennoch spüre ich deren Sog, doch nicht auf mich, sondern auf die Stammkundschaft, die nicht nur wegen des Alkohols dahin pilgert Tag für Tag, sondern, um nicht allein zu sein. Im Sommer steht sie unter dem Schirm, im Winter unter der Heizglocke. Im Herbst regnet es ihr unter die Haut, im Frühling quält sie die Sehnsucht wie Gier. Diese Kundschaft, die meist aus Männern besteht, von solchen, die sich nur untereinander verstehen. Manchmal verirrt sich auch eine Frau dahin, eine vielleicht mit Raucherstimme, die mit den Männern um die Wette grölt über belangloses Zeug, was eigentlich nur für uns kaum einen Sinn ergibt. Für sie ist es das Leben, eines, das ihnen sonstwo nicht gegeben, denn zu Hause haben sie nichts, keine Frau, keinen Mann, kein Kind. So gehen sie zu ihrer Trinkhalle zuhauf, und wir bauen unsere Trinkhallen zu Hause auf.

Humanitas!

Wie soll ich es in Worte fassen, was mich umgibt wie ein amorphes Feld von reglosem Schrei?

Es kommt aus dem Blick der alten Frau von nebenan, vom verlorenen Kinde alleine im Wald, vom Junkie, der unter der Brücke lallt, hochgewürgt aus tausend Kehlen in Kriegen, von vielen, die es begraben in Schößen von Ungeliebten, oder von denen, die nur ihre Habseligkeiten umarmen in der Bahn. Es ist der Schmerz, den man nicht beschreiben kann, dessen Ort man nicht kennt, weil es weh tut überall, wie die nachletzte Luft, wonach man sich zuckt, doch nicht in der Lunge, im Herzen brennt es nach dem veratmeten Glück.

Man kann daran sterben. Es ist die Einsamkeit.