Schlüsselloch

Wie wenn man sich hinkniet vor einer Tür und durch das Schlüsselloch ins das Zimmer späht, und sagt: „Schau‘, wie dreckig da drin alles ist!“ Doch ist es wirklich so? Könnte es nicht sein, dass man nur auf einen Kamin blickt, in dem die Holzscheite eben abgebrannt und Asche daherliegt erschlafft und die Erinnerung an die Flamme noch lauwarm-grau über allem sich estreckt? Und könnte wes nicht sein, dass dem Kamin gegenüber an der Wand sich Kunstwerke rekeln lebensfreudig an der Wand? Und könnte es auch nicht sein, dass an der Decke ein Oberlicht geöffnet den Himmel erwartet nach dem Morgengrauen, und ein Vogel schon erwacht mit seinen Flügeln Luft fächert hinein? Und könnte es auch nicht sein, dass auf dem Boden ein bunter Seidenteppich ausgebreitet und darauf ein kleiner Tisch mit frischem Obst, das gerade hereingebracht? Aber nein, für den, der durch das Schlüsselloch lugt, liegt nur Dreck im Zimmer herum. Doch könnte es auch nicht sein, dass er so auf die Welt und andere schaut immer und nie weiter denkt, als er mag und kann? Wie schade! Und was, wenn er wagte, die Tür zu öffnen, oder vielleicht nur zu klopfen, und nicht am Boden seines Vorurteils sich zu verhaften? Aber nein. Doch das Zimmer strahlt auch ohne ihn, und der Kamin gehört dazu, und neue Flammen werden darin geboren bald und erleuchten alles darin. Und Licht wird durch das Schlüsselloch erstrahlen, und der, der da kniet wird sagen: „Ist das hell da drin, kann ich nicht ertragen!“ Und wird weiter die Augen verschließen vor allem, was ihn hätte weitergebracht.

Selbstumarmung

Warum sollte ich
meinen Körper, den Tempel,
der meine Seele beherbergt
in diesem Leben, nicht ehren?
Warum sollte ich den Sehnsüchten
meines Geistes erliegen?
Warum nur? Ich tue es nicht.

Das Korrektiv

Ist es ein Schwert oder Blitz und Donner?
Ist es ein Schrei, Gebrüll von jung und alt?
Ist das, was die Welt nach vorne treibt?
Nein, Menschlichkeit ist, die uns vereint.
Das Herz wärmt und stützt in Glück und Leid!

Polyloge

Schreiben
kann ich kaum noch mehr,
über mich auf keinen Fall.
Doch sagen will ich noch so viel,
zumindest in mich hinein.
Mit alten Wesen rede ich da,
im Geiste Gespräche führe ich.
Sie denken noch darüber nach,
wogegen sie in mir sind all die Zeit.
So bin ich dankbar für jedes Wort
und sonst alles, was mich dort ereilt.