Vierhändig

Auf einem Hocker sitzen wir aneinander Seit, vor uns eine Klaviatur mächtig breit. Angespannt zum Sprung schlagen unsere Herzen los im gleichen Takt, voller Tatendrang reiten wir die Akkorde auf und ab! Es donnert und schwebt, fließt und erhebt sich der Klang unserer Zweisamkeit Wellenberge hoch und auch mal ins Tal von all der Leidenschaft und bewältigten Sorgen getrieben, und allem, was noch kommen mag! Unsere Finger tanzen und zwinkern sich an, unsere Schultern beben vom Feuer der Einigkeit. Die Musik unseres Lebens erschaffen wir in all der Zeit. Dann, alt geworden, sind unsere Hände nicht mehr so flink, langsamer fließt dahin unsere Musik. Ich nehme eine Hand von dem Klavier nun weg und halte dich mit dem freien Arm ganz fest. An dich geschmiegt hauche ich dir zu, bleib bei mir, bleib bei mir, bis die Musik mit uns ganz verwelkt.

Kokoro

Mein Herz ist weich, aber nicht schwach.
Seine Wärme spürt, wer es greift,
und seine Stärke, wer es angreift.
Verschmolzen mit allem in seinem treuen Schlag.

Das Absolute

Wenn man tot ist, ist man Gott näher denn je.
Wenn man liebt, ist man Gott näher denn je.
Und beide Male verliert man die Kontrolle,
im Sterben wie auch im kleinen Tod.
Doch in beiden Augenblicken lebt man ewig.
Warum fehlt nur der Mut, im Leben Gott nahe zu sein?
Und auch, wenn man tot durchs Leben geht,
hält man an der Kontrolle fest,
der aber fest nur in Gottes Hände fällt.
Es wäre so einfach es zu lassen,
statt die Tür zum Herzen zuzulassen.
Und die Sicherheit anzunehmen,
die nicht greifbar hinter der Liebe steckt.

Die Quelle

Aus den Untiefen der Zeit lugt Tropfen für Tropfen ein Rinnsal auf die Erd. Es streckt und reckt sich und trollt herum wie ein Kind. Doch schnell kehrt bei ihm Ruhe ein, denn es trägt empfindlich und zart das Wasser der Liebe in die Welt. Es will nur eines sein, Trank für alle Seelen, und nur geben und geben! Doch in der Gegenwart angekommen traurig plätschert es nun dahin durchflutet von der Angst, dass es versiegt, wenn niemand mehr aus ihm trinkt.

Im Licht

Auf einer Bank in einem Park,
an seine Schulter gelehnt eine Frau,
sitzt ein Mann
mit seinem Gesicht zur Sonne gewandt.
In seiner Hand ihre Hand,
und ihr ganzer Körper tief entspannt.
Er entrückt in seinen Gedanken.
Bei ihr? Und ihre bei ihm?
Wer weiß es schon.
Hinter geschlossenen Augen schauen sie sich an.
Ein Lächeln schlägt Bogen um ihre Lippen,
auch seine halb geöffnet vor Glück.
Stille umhüllt beider Gestalt.
Auf der Bank in einem Park ruht die Zeit.