Die Quelle

Aus den Untiefen der Zeit lugt Tropfen für Tropfen ein Rinnsal auf die Erd. Es streckt und reckt sich und trollt herum wie ein Kind. Doch schnell kehrt bei ihm Ruhe ein, denn es trägt empfindlich und zart das Wasser der Liebe in die Welt. Es will nur eines sein, Trank für alle Seelen, und nur geben und geben! Doch in der Gegenwart angekommen traurig plätschert es nun dahin durchflutet von der Angst, dass es versiegt, wenn niemand mehr aus ihm trinkt.

Epizyklen

Jeden Tag ziehe ich meine Kreise.
Oder tun’s Gefühle an meiner statt?
Jeden Tag gehe ich meine Wege.
Und sie mit mir unerstarrt.
Jeden Tag falle ich auf die Knie.
Und sie rufen „Zum Lichte recke dich!“
Jeden Tag ist auch der Himmel nah.
Doch sie sehen nur die Hölle da.
Aber jeden Tag komme ich auch voran.
Und an meiner Seite sie treu dabei.

Im Licht

Auf einer Bank in einem Park,
an seine Schulter gelehnt eine Frau,
sitzt ein Mann
mit seinem Gesicht zur Sonne gewandt.
In seiner Hand ihre Hand,
und ihr ganzer Körper tief entspannt.
Er entrückt in seinen Gedanken.
Bei ihr? Und ihre bei ihm?
Wer weiß es schon.
Hinter geschlossenen Augen schauen sie sich an.
Ein Lächeln schlägt Bogen um ihre Lippen,
auch seine halb geöffnet vor Glück.
Stille umhüllt beider Gestalt.
Auf der Bank in einem Park ruht die Zeit.

Schwächeanfall

Dieses dauernd-bedrückende Gefühl, seit langem kein Teil mehr des Lebens zu sein, dennoch einer Welt, nein, nicht der materiell-reellen, vielmehr der mitfühlend-spirituellen, und dann doch dermaßen rational zu sein und noch unerträglich-feinfühlend zart, gar seelisch lebensunfähig-schwach, jedoch verlässlich verankert im funktionellen Fluss der Zeit. Ach, ich rede nur von mir, es ist nicht leicht.

Schattierungen

Wenn ich Gott um Hilfe bitten wollte, oder nur aus der Flasche den Geist, möge ich bescheiden sein, worum würde ich ihn bitten? Ich hätte nicht die Veranlassung, nicht einmal die Kraft, für mich um etwas zu bitten, die Menschen verdienten es mehr, für sie etwas zu wünschen. Ich würde für sie bitten, vielmehr beten, sie bekämen mehr Erkenntnisfähigkeit und auch eine weiterentwickelte Sehkarft, um zu erkennen, dass der Wert des Menschlichen Seins in den Schattierungen liegt, und nicht in den Grundfarben. Laut sind die Instinkte, die leisen Zwischentöne sind die Sprache der Liebe, wie die feinen Farben von Seide, wie eine Berührung der Sinne, und nicht wie der Hieb der Triebe. Ich wünschte, die Menschen könnten den Frieden entdecken in sich und füreinander. Nein, für mich selbst würde ich um gar nichts bitten, ich würde alle meinen drei Wünsche auf eine Karte setzen: „Gott oder Geist, oder wer auch immer du bist, schenke den Menschen ein starkes bescheidenes Herz!“