Curiositas

Neulich habe ich darüber nachgedacht, was mich interessiert, reizt, wofür ich noch brenne im Leben. Ich gelangte auf Umwegen prompt zu der Erkenntnis, dass alles Seiende, bereits Erschaffene und das ganze Gehemnis darum meine Aufmerksamkeit kaum noch zu binden vermag. Nein, ich weiß natürlich nicht schon alles, es wäre überheblich, gar anmaßend zu behaupten, ich wüsste auch nur einen Bruchteil davon, doch eben deswegen kann ich meine restliche Zeit auf Erden nicht mehr mit der Jagd nach infinitesimalen Erkenntnissen materieller Art vergeuden. Zu ergründen, warum etwas so ist, wie es sich zeigt, ist nicht mehr meins. Vielmehr fesselt mich, wie aus dem Nichts etwas Abstraktes entstehen kann, und dieser Prozess oder dessen Resultat Gefühle in einem auszulösen weiß. Zum Beispiel, wie Sinn in einem Satz entsteht, der das Herz zum weinen bringt, oder wie Licht, reflektiert von einem Gesicht, die Seele dessen Trägers durch die Linsen einer Kamera und die Augen, die das fertige Bild erfasst, sich mit der Seele des Betrachters verstrickt. Das ist es, was mich zum Leuchten bringt, hierfür ist das Leben so erlebenswert! Für mich. Da bin ich. Für dich.

Equilibrium

Entgegen aller Logik und der allgemeinen Sicht ist die Mitte meiner Ansicht nach kein Gleichgewicht. Was die Menschen betrifft, mit denen, die in der Mitte stehen, komme ich schwer klar, ich werde sogar unsicher vor ihnen. Mich stört das, was ich spüre, denn es ist nicht wahr, was sie abstrahlen, sie unterdrücken vieles, sie unterdrücken Begierden, das rieche ich. Ist dies durch den Zivilisationsprozess bedingt? Darüber nachzudenken für mich ist es müßig. Für mich gilt hier nur meine Wahrnehmung – und ob die ganz wahr ist, ist natürlich mehr als fraglich -, dass nur die Extrema echt und wahrhaftig sind. Viel Energie, die lautstark vertreten wird, oder die echte Stille der Weisheit, die voller Kraft ruht in sich. Diese beiden sind menschlich, die Mitte aber nur angepasst an etwas, was sie jedoch so schwer halten und ertragen kann, und dafür die fließende Energie aufwednet, vergeudet, die dann doch wegen ihrer letztendlichen Unterdrückung entweder in einer für die anderen kaum nachvollziehbaren Eruption ausbricht, oder im Boden der Resignation versickert und schließlich ganz versiegt. Doch die Eruption zerstört, sie ist keine schöpferische Energie, und der Rückzug gleicht keiner Weisheit, und selten mit Ruhe gepaart. That’s it. It is aber nur mein Standpunkt, wie gesagt.

Ladungen

Manche Ladungen ziehen sich an,
manche Ladungen stoßen sich ab.
Ich kenne aber auch Ladungen,
die die Anziehung auf Abstand halten,
und auch solche, die, was abgestoßen,
an sich haften.

Unmutig

Ist man nicht mutig, wenn man unmutig ist,
oder nur enttäuscht und verstimmt?
Dann hängen unwohl klingende Bilder
an Wänden dunkler Gedankengänge
einer unbeleuchteten Welt bestimmt.
Oder sind es deren Betrachter,
die selbst unterbelichtet sind?

Aqua destillata

Ist Emotionalität richtig, wichtig, noch zeitgemäß oder vielmehr neuerdings gar verachtenswert? Ich schwanke zwischen Wut und dem weichem Licht in mir, wenn ich nur an diese Frage denke. Wenn man jemals versucht hat, destilliertes Wasser zu trinken, weiß man, dass es nach nichts schmeckt. Es ist sogar gefährlich, viel davon zu sich zu nehmen, ja, wie es eben auch lebensbedrohlich ist, viel Meerwasser zu trinken. Doch die passend richtige Dosis an Salz „versüßt“ das Wassser, macht es für den Menschen genießbar. Und diese Art von Wasser ist auch lebensnotwendig, denn es kommt dem Blut in unseren Adern gleich, wie alles extrem Abweichende davon lebensgefährlich werden kann. So ist auch ein Leben ohne Emotionen lebensfeindlich. Es ist nicht das, wie und was wir wahrhaftig sind, was uns, die Menschen im Inneren ausmacht! Es gibt keine Tränen, ob vor Freude oder Trauer, die nicht salzig sind. Ohne Salz schmeckt das Leben eben nicht! Sind all meine Worte logisch? Nein, aber zutiefst emotionsgetragen!