Vielleicht ein Engel

In einer Bahn in Tokio an der Seite sitzend nach innen gewandt vor mir die Mitte des Wagens erstaunlich leer für eine Stadt wie diese. Noch genug Platz, dennoch steht sie vor mir eine unscheinbare Gestalt. Auf ihrem Shirt „Bear with me“ und mit Musik in ihren Ohren eine junge Frau mit ihrem Blick woanders verharrt. Verstohlen schaue ich hoch, Tränen in ihren Augen in Dauerhaft. Warum gerade vor mir so nah? Kein Schritt zur Seite, sie wiegt nur ganz leicht. Wenn ich jetzt mein Gesicht auf ihren Bauch legte und ihre Wärme spürte …

… Dann steigt sie aus und nimmt mit ihre schöne Gestalt.

Liebevoll

Heute im Bahnhof von Kyoto ein fahrender Müllcontainer kreuzt meinen Weg. Vorne dran eine Signallampe, die sich wie ein Leuchtturm dreht. Am Ende steht ein gelangweilter Fahrer. Unter der Lampe ein kleiner Lautsprecher, woras Weihnachtsmusik ertönt. Das ist Japan! Man kann es nur mögen.

Thomas von Aquin

Ein Dreifaches
ist dem Menschen notwendig zum Heile:

zu wissen, was er glauben,
zu wissen, wonach er verlangen,
und zu wissen, was er tun soll.

Nicht von mir, aber wie für mich

Ich suche nicht – ich finde.

Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuem.

Finden – das ist das völlig Neue!

Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!

Die Ungewißheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich im Ungeborgenen geborgen wissen, die in die Ungewißheit, in die Führerlosigkeit geführt werden, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen, die sich vom Ziele ziehen lassen und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel bestimmen.

Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innen: Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.

Pablo Picasso

Kokoro

Mein Herz ist weich, aber nicht schwach.
Seine Wärme spürt, wer es greift,
und seine Stärke, wer es angreift.
Verschmolzen mit allem in seinem treuen Schlag.