Kirsten

„Ist es nicht ein Zeichen von Feigheit, immer nur ein Gutmensch zu sein?“, habe ich meine Freundin gefragt.
„Ist es nicht so, dass man dann nicht den eigenen Weg einzuschlagen wagt?“
„Nein!“, sagte sie. „Es ist nur Tatsache, dass man nicht hier angekommen, vielmehr mit einem Bein ständig woanders sei.“
„Mit einem Bein immer woanders, so kommen wir hier nie an!“, rief sie dazu noch aus, und in ihrem Blick erkannte ich das Gleiche, was mein Morgenspiegel mir täglich zu sagen vermag.
„Und warum sind wir denn allein?“, war meine nächste Frage an sie.
Sie erwiderte nur mit einem traurigen Schein: „Ein Partner muss uns erden, ein ähnlicher wie wir wäre zu viel! Schweben würden wir ständig, und wirklich nie hier!“
„Aber ein Partner muss uns zumindest auch verstehen, was wir denken, sagen, fühlen, und alles zugleich!“, sie blickte mich nun doch etwas verzweifelt an.
Und wir dann beide einhellig erstickt: „Warum können wir hier nicht richtig leben, wenn schon die Aufgabe ist, hier zu sein?“
… weil wir irgendwie doch nicht hierher gehören. Es ist also keine Feigheit, nur kein Mut, weil keine echte Zugehörigkeit im hiesigen Sein.

Höhenfall

Ich kam auf die Erde vom Himmel hernieder, um den Menschen Liebe zu geben. Nach all der Zeit und Mühe, und all meine Kraft gelassen hoffte ich auf Gegenliebe. Doch die Menschen merkten nicht einmal, dass ich hier war. So fiel ich zurück in den Himmel.

Kongruenz

An sich ist jeder Mensch in sich selbst alleine,
nur nach außen scheinbar nicht.
An sich bringt nur die Liebe zwei Herzen übereinander
vom Herzklopfen bis zum Stillstand des letzten Augenblicks.

Berufung

Wenn ich das nächste Mal
auf die Erde komme,
will ich ein Eingel sein,
und den Menschen helfen zu sehen,
was das Leben wahrhaftig macht.
Aber warum kann ich
nicht jetzt schon spüren,
was ich in der Zukunft bin,
damit auch das Jetzt
meinem Leben Sinn verleiht?