Orientierungslos

Wenn ich beim Ausführen oder Empfangen von Aikidotechniken die Orientierung verliere, höre ich nicht auf mich zu drehen, ich suche immerfort nach einem visuellen Referenzpunkt. Kann ich keinen ausmachen, drehe ich mich solange weiter, bis ich meine eigene Achse erfasse, ich werde zu meiner eigenen Referenz. Oder ich wechsle in der Technik die Rolle, werde vom Angreifer zum Verteidiger, und übernehme die Kontrolle im gemeinsamen System von Uke und Nage. Übernehme ich dabei auch die Führung? Nein, ich verbinde mich mit meinem Partner und versuche mit all meinen Sinnen jede kleine Regung seiner Bewegungstendenzen zur erfassen und vorauszuahnen. Dann wird für mich unser System zur von der Außenwelt abgekoppelten Referenz.

Und im realen Leben? Wenn man glaubt durch das Universum zu irren als verlorener Planet, der seine Sonne sucht, seine Geschwister, seine Heimat? Oder in der Beziehung, in der Familie? Wenn man sich alleine fühlt, unverstanden, diffus, verloren? Auch dann drehe ich mich weiter, suche außen, suche in mir, wechsle die Rollen, den Blickwinkel, erfasse Ansichten, geistige Strömungen, Signale, suche Verbindungen, bilde Systeme oder ich trete in sie hinein.

Die ewige Zuversicht begleitet mich, ist meine absolute Referenz. Ich ziehe schließlich das große Orientierungslos und werde nicht mehr orientierungslos.