Durch sie wird man stark
Durch sie wird man schwach
Ohne sie bleibt man stark
Ohne sie bleibt man schwach
Erste Hilfe
Gestern auf dem Weg zur Arbeit ist in der Bahn eine junge Schwangere zusammengesackt. Ihr Keislauf war schwach. Ich war so dankbar, dass ich ihr helfen durfte. Das Leben hatte plötzlich und unmittelbar für mich Sinn ergeben. Gerührt von dem Geschenk hielt ich ihre Hand in meiner Hand, und eine Mitreisende ihre andere Hand in ihrer. Wir Helfenden haben uns mit glänzenden Augen angeschaut, und schienen das Gleiche zu empfinden.
Commitment
Hiermit verpflichte ich mich, dass ich fortan nur das Schöne suchen will. Sicherlich werde ich mich nicht vor dem Erkennen des Bösen und Häßlichen in der Welt verschließen können, aber ich will über nichts urteilen. Meine Traurigkeit werde ich jedoch nicht leugnen, meine Tränen nicht verstecken, wenn unter Menschenhand hilflose Menschen leiden.
Doch werde ich weiter und unerschütterlich meine Überzeugung vertreten, dass überall nur die Liebe die einzig solide Grundlage bildete, auf die man bauen darf und soll. Ich bin nicht bereit zu etwas anderem als Offenherzigkeit und Mitgefühl.
Bin ich naiv und schwach? Mag sein! Aber für mich und auch im Namen der Menschlichkeit gibt es keinen anderen Weg zu allem. Der Weg und das Ziel sind gleich, und sind ihr eigener Begleiter in einem. In Liebe, Amen!
… ich hoffe, ich kann mich daran halten …
Begegnung
Ein sonderbares Gefühl ist es, dass du neben mir sitzt. Es ist die frühe Bahn zur Arbeit. Täglich sitze ich drin hier und da, wo es eben sauber ist. Ich schaue mir die Fahrgäste an. Geister der Gegenwart, keiner lacht. Süchtig starren sie ins Nichts ihrer Displays. Sie versinken, ohne zu wissen, worin. Dann steigst du ein. Mal gehst du an mir vorbei, mal nicht. Und du bist auch nicht immer dieselbe. Du bist, wer du bist. Doch heute setzt du dich zu mir, obwohl auch woanders Plätze frei sind. Warum tust du das, frage ich mich. Ist es Gleichgültigkeit oder doch Sympathie? Ich rede mir Letzteres ein. Ich bin zufrieden, es ist schön, dass ich nicht alleine bin. Keine Spannung zwischen uns, Friede wabert in der Luft. Eine Vertrautheit unter Fremden. Zu dir drehe ich mich nicht, bin zu schüchtern. Dein Spiegelbild flüstert, du siehst mich auch nicht. Warum auch und wozu? Gut so. Ich stelle mir nur vor, ich biete dir stumm meine Hand, und du legst dann deine hinein, und du schaust mich immer noch nicht an. Wer auch immer du bist, du bist zumindest da, ich spüre deine Gegenwart.
David gegen Goliath
Der Kampf des Kindes gegen den Mann tobt in mir.
Nur wer ist groß, und wer ist klein denn hier?
Eine Seele erfüllte mich so lange Zeit,
Jetzt ist sie weg, und zurückließ mich
mit einem Klumpen Gefühl
in einem Körper voller Bedürfnisse,
und ein bisschen Gewissen im Gewühl.
Und wer gewinnt nun, David oder Goliath?
Es ist unwichtig, bloß ein Feigerich bin ich,
mehr nicht.