Horror vacui

Wie kann etwas, das es nicht gibt,
einen dermaßen erfüllen, beherrschen und bedrücken?
Wie kann Leere so schwer und unerträglich sein?
Warum nimmt sie so viel Platz in einem ein,
Dass nichts anderes sie ersetzen kann?
Warum hat Liebe so wenig Mut, sich zu behaupten
Und zu schreien: Geh weg, deine Macht ist vorbei!

Teilwaise

In der Welt liebe ich alles Schöne,
So viel davon umgibt mich von überall her!
Aber auch wenn ich es nur betrachte,
Ertragen ich alleine kann’s kaum noch mehr.
Kindliche Freude lässt meine Brust bersten,
Schiere Schöneslust will sich teilen und geben!
Doch mein Glücksgriff sucht vergeblich andere Hände,
Und mein Blick fängt auch kein Augenpaar in der Nähe!
Nur mein Spiegelbild unter dem weiten blauen Himmel
Summt traurig vor sich hin: man ist alleine auf der Erde.

Humanparadoxon

Wenn man es am dringendsten braucht,
Darf man es sich von niemandem sehnen.
Es heißt, Erfüllung ist nur alleine zu heben,
Erst wenn in sich die Vollständigkeit erlangt,
Ist man bereit Liebe unbelastet zu nehmen.
Reife verlangt nach keiner Ergänzung im Leben!
Nein, rufe ich, ein Mensch ist keiner alleine,
Denn alle brauchen es ewig und überall,
Es ist die Nahrung, wonach jeder verlangt!
„Es gehört mir, könnte verloren gehen,
Alleine bin ich mir genug, es wird nicht geteilt!“
Doch kaum einer hat auch nur für sich genug davon,
Erleuchtet kann man nicht alleine sein, nur zu zweit!
Aber wir verhungern lieber stur mit dem Brot in der Hand,
Und verdursten als Gottes blindes Gefäß … voller Liebe.

Beweis?

Wenn einem etwas genommen wird, dann fehlt dieses Etwas einem, doch man selbst ist noch da. Wenn es aber heißt „Man nimmt sich das Leben.“, bleibt nach dieser Logik nicht auch etwas erhalten, das Wesentliche, was über dem Leben steht, das Selbst?

Selfie mit Gott

Die Menschen, vor allem die jungen machen so gerne Selbstporträts hier und da und dort, mit anderen, und posen am liebsten neben A-, B-, C-, …, F-Promis, egal, Hauptsache irgendwie bekannt. Ich frage mich, ist jemals irendwer auf die Idee gekommen, Gott um ein Selfie zu bitten? Und wenn ja, wie könnte es ablaufen? Und wäre der Arm lang genug, damit die Linse zur gleichen Zeit Gott und einen selbst erfasst? Kann man überhaupt neben Gott stehen, oder steht man eher neben sich, wenn man Gott nicht bei sich spürt? Ist diese Suche nach Zugehörigkeit durch A- … F-Surrogate nicht vielmehr ein fehlgeleiteter Ruf nach Gott? Ich meinerseits mag keine Selfies. Wenn ich fotografiere, bin ich dankbar für das Schöne, was ich sehe und festhalten darf. Und in allem Schönen, in allem ist ja Gott, so ist er immer bei mir, um mich herum, in mir.