Löwenzahn

Wovor habe ich Angst?
Dass sich niemand mehr je
an mich schmiegt und sagt,
wie lieb sie mich hat.
Tun dagegen kann ich kaum etwas,
außer, einfach nur zu sein.

… das Brüllen reißt ihn nicht aus des Löwen Maul,
doch ein zarter Windhauch trägt ihn weit …

Banalität, oder auch nicht

Mir ist aufgefallen, dass ich es anziehend finde, wenn die Mundwinkel einer Frau beim Lachen sich nach unten biegen. Ist das paradox? Gibt es denn das überhaupt? Und ist sie nun fröhlichen Gemüts oder eher im Gegenteil, nicht? Nun, paradox ist es kaum, denn ich habe es wiederholt gesehen, auch wenn selten. Und ich fand es unerklärlicherweise schön. Warum? Weil in mir dieses Bild das Gefühl erzeugt, die Frau sei sogar beim Lachen tiefgründig , aber auch unergründlich-geheiminsvoll, denn sie signalisiert:

„Ich lache, aber wie und warum, sollst du nicht unmittelbar erkennen. Nicht einmal das, worüber, denn bei mir ist das Offensichtliche nicht das, wonach es aussieht.“

So, also doch paradox. Wie schön! Was eben solche „falsch“ gebogenen Mundwinkel über einen auszusagen vermögen. Für mich zumindest.

Vierhändig

Auf einem Hocker sitzen wir aneinander Seit, vor uns eine Klaviatur mächtig breit. Angespannt zum Sprung schlagen unsere Herzen los im gleichen Takt, voller Tatendrang reiten wir die Akkorde auf und ab! Es donnert und schwebt, fließt und erhebt sich der Klang unserer Zweisamkeit Wellenberge hoch und auch mal ins Tal von all der Leidenschaft und bewältigten Sorgen getrieben, und allem, was noch kommen mag! Unsere Finger tanzen und zwinkern sich an, unsere Schultern beben vom Feuer der Einigkeit. Die Musik unseres Lebens erschaffen wir in all der Zeit. Dann, alt geworden, sind unsere Hände nicht mehr so flink, langsamer fließt dahin unsere Musik. Ich nehme eine Hand von dem Klavier nun weg und halte dich mit dem freien Arm ganz fest. An dich geschmiegt hauche ich dir zu, bleib bei mir, bleib bei mir, bis die Musik mit uns verwelkt.

Kokoro

Mein Herz ist weich, aber nicht schwach.
Seine Wärme spürt, wer es greift,
und seine Stärke, wer es angreift.
Verschmolzen mit allem in seinem treuen Schlag.

Das Absolute

Wenn man tot ist, ist man Gott näher denn je.
Wenn man liebt, ist man Gott näher denn je.
Und beide Male verliert man die Kontrolle,
im Sterben wie auch im kleinen Tod.
Doch in beiden Augenblicken lebt man ewig.
Warum fehlt nur der Mut, im Leben Gott nahe zu sein?
Und auch, wenn man tot durchs Leben geht,
hält man an der Kontrolle fest,
der aber fest nur in Gottes Hände fällt.
Es wäre so einfach es zu lassen,
statt die Tür zum Herzen zuzulassen.
Und die Sicherheit anzunehmen,
die nicht greifbar hinter der Liebe steckt.