Gestern Abend habe ich mit Schrecken realisiert, dass in drei Wochen Weihnachten schon fast vorbei ist. Dieser letzter Monat im Jahr, so voller Erwartungen und möglicher Enttäuschungen. Es fühlt sich an, wie, sonderbar, wie eine Schürfwunde, die vor sich hinnässelt. Ach ja, ich und meine Bilder! Was soll ich machen? So fühlt es sich an. Tut sie oder tut sie doch nicht weh? Heilt sie oder doch nicht? Diese parallelen Striche der Wunde auf der Haut sind gar dekorativ. Bist du übergeschnappt? Dann pustet man darauf, es bringt Linderung, eine Berührung schmerzt. Ich berühre sie aber immer wieder, denn ich bin neugierig. Auf den Schmerz? Nein, auf mich selbst.
Ich freue mich immer wieder auf Weihnachten. Ich freue mich auf die Zeitdämmerung zwischen Weihachten und Silvester. Ich mag diesen Zustand der Unsicherheit. Ich spüre den vorgezeichneten Lebensweg des Jesuskindes mit all den Wunden und der finalen Wunde, mit seinem Opfer für die Menschen. Ich mag hinübergleiten in das neue Jahr, tagelang schweben, leben, genießen, einfach sein. Ich mag es. Doch alles ist so laut um mich. Die ganze Welt rennt, hält nicht inne. Die Jugend schreit in Extase oder in Wutfreude, und die Alten wollen Schritt halten, so machen sie ihr Leben auch klangbuntlaut. Wartet! Seht ihr nicht? Meine kleine Wunde am Arm? Seht ihr nicht, das kleine Kind in der Futterkrippe? Seid mal leise! Hört, sein Blut fließt für Euch, jetzt und in alle Ewigkeit.
Auf meine Schürfwunde fällt eine Träne. Mein Lebenssalz brennt bis ins Herz hinein. Still, bitte, seid still, nur ganz kurz, sternenstill …