Origo

Beim Gehen
Zog mir die Liebe
Die Haut aus
Und hinterließ
Nichts als Scham.
Sie hüllt mich ein
Und lässt mich
Nach innen blicken.
Trockene Stille
Schenkt mir die Leere,
Die ich behutsam fülle.
Aus der Verletztheit
Des Nichts entsteht,
Was wahrhaftig ist.

Der offene Kreis des Lebens

Ich stehe auf einer kleinen Holzbrücke, unter mir fließt ein Bach reinsten Wassers. Darin tummelt sich das Leben, darauf treiben Blätter. Eines dieser Blätter fällt mir besonders auf. Von anmutiger Farbe und schöner Form treibt es nicht mit den anderen mit. Trotz der Strömung verharrt es an einer Stelle. Will es denn nicht weiter, frage ich mich, will es denn nicht vorankommen? Oder ist es da angekommen, wo es sein will? Oder bleibt es da, weil es nicht ankommen will, weil, dort, wo es ankommen würde, nicht bleiben könnte? Oder hat es Angst vor der Unvorhersehbarkeit der Strömung, oder ist es vielmehr seine Stärke, dazu zu stehen, wo man steht? Oder ist dieses Blatt lediglich gefangen in einem Strudel, aus dem kein Entkommen gibt? In einem womöglich selbst heraufbeschworenen Strudel? Sonderbare Gedanken, die mir in den Sinn kommen, und das Gefühl, selbst dieses widerspenstige Blatt zu sein, lässt mich nicht los. Ich schaue noch eine Weile von oben auf das Wasser. Dann komme ich zu mir und gehe weiter und nehme dieses kleine Blatt im Herzen mit. Ich nehme mich mit, ich nehme mich an mich, ich nehme mich an.

Innere Stimme

Vater unser, der du bist im Himmel,
Gesegnet sei mein Leben,
Dein Reich komme, dein Wille geschehe,
Gelindert werde mein Leid,
Wie im Himmel, also auf Erden,
Die Kraft des Glaubens erleuchte mich.
Unser täglich Brot gib uns heute.
Dein Wort nähre meine Seele.
Und vergib uns unsere Schuld,
Und vergib mir meine Schuld!
Wie wir vergeben unseren Schuldigern.
Wie ich versuche mir zu vergeben.
Und führe uns nicht in Versuchung,
Und Führe mich zu dir,
Sondern erlöse uns von dem Übel,
Erlöse mich vom Schmerz,
Denn dein ist das Reich
Nimm meine Hand,
Und die Kraft
Stehe mir bei,
Und die Herrlichkeit
Ich will in dir aufgehen
In Ewigkeit.
In Liebe.
Amen!
Vater, verlass’ mich nicht!

Der Wimmel

Wo schweben die Worte, die in keiner Sprache je über die Lippen eines Menschen geboren wurden? Gibt es für sie einen Himmel, wo sie warten, bis der Geist sie in eine Form gießt und ein Mund sie in die Welt entlässt?