Selbstkundgabe

Gedanken flitzen durch meinen Kopf. Ich versuche sie schnell einzufangen, bis die Nachrücker sie über die Klippen des Vergessens jagen und die Lüfte des unsteten Geistes ihre verirrten Fetzen auch davon treiben. In Zuckerwatte gepackte Erinnerungen oder in Teer verklebte Zukunftsbilder, alle meist matschig, zäh, selten glänzend. Und dann ist da noch mein eigener Herzschlag, der dazwischenruft und pervers frohgemut trillert, man sei noch am Leben. Und da sind noch die Pausen zwischen den Herzschlägen, die Ruhe vor der sekündlich wiederkehrenden Auferstehung, die Stille, in der ertönt, was man hören will, eingeschlossen zwischen zweimal Pochen, dort wird es bewahrt, woran man sich erinnert. Da ist sie, die Erinnerung an die Liebe, an die eine Liebe, die man braucht wie die Luft zum Atmen. Und ich frage mich, wie lange hält die Erinnerung an sie noch an, bevor einem die Luft ausgeht und man in Gefühllosigkeit erstickt? Ich trage eine Flasche voller Erinnerungen an Leichtigkeit auf dem Rücken. Sie ist schwer zum Glück, aber ich trage sie gerne. Doch irgendwann wird sie leer und ich fühle mich jetzt schon allein … und sie fehlt mir so sehr.

So klingen meine Gedanken Ihr Leser meiner Zeilen, Ihr bekannten und unbekannten Verfolger meiner geistigen Aderlässe. Das sind in Worte gefasste, grob behauene Abbilder meiner Wildheit, die Euch vielleicht erschrecken, an denen Ihr Euch aber womöglich ob ihrer Andersartigkeit doch erfreut. So sehen meine von Pragmatismus weit entfernten, ziellosen Gehversuche, die Erinnerungen an die Glücksmomente, die sich unter meiner Haut, in meinem Herzen zwischen zwei Schlägen eingenistet haben, zu bewahren und sie immer wieder einzuatmen, aus, bis die Flasche leer ist.

Ich klatsche in die Hände und verkünde durch die Gischt meiner herunterfallenden Tränen und ohne falsche männliche Scham, dass ich ich bin mit ganzer Seele, voller Leidenschaft und in meiner Menschlichkeit bestrebt, gerecht mit Würde und Mitgefühl dieses eine Leben zu leben. Und ich verkünde, ich werde nie meinen Glauben an die Liebe aufgeben, denn ich weiß, dass es sie gibt, sogar für mich. Aber erschreckt Euch nicht vor mir, so wild bin ich auch wieder nicht, ich mache mir nur selbst Mut, es ist bloß eine sanfte Wucht, die mich antreibt, eine auf der Suche nach der wahren Umarmung, so dass sie nicht nur eine Erinnerung bleibt.