Wertschätzung

In so vielen psychologisch-therapeutischen Beiträgen zu Beziehungen steht fast immer die Aussage im Vordergrund, wonach es für eine anhaltende Beziehung schlechthin lebensnotwendig ist, dass die Partner ein andauerndes Interesse an der Gefühls- und Gedankenwelt des anderen zeigen.

In meinem Blog zitiere ich selten aus Büchern, doch teffender als folgene Aussage hätte man kaum formulieren können, was für eine gute Beziehung unerlässlich ist:

„Wer zuhört, bietet dem anderen einen schöpferischen Raum, ein Atelier, sich seine eigene Identität zu gestalten.“ (aus „Worte der Liebe“ von Michael Lukas Moeller, Kapitel 10, Punkt 7)

Nun ja, wer zuhört, und dies mit ganzem Herzen tut und auch darauf achtet, was Worte nicht sagen, was Laute nicht tragen, was nur Regungen der Seele ausdrücken können, der schätzt wahrhaftig den Wert des geliebten Menschen und es nicht nur abschätzt, was er für Dienste für einen zu leisten vermag.

„Wertschätzung“, dieser Begriff drückt nicht ganz aus, was ich meine und dennoch verwende ich dieses Wort als Vehikel meiner Gefühle Richtung Außenwelt, denn hierzu etwas Besseres habe ich bisher nicht gefunden. Dafür schlicht Liebe zu sagen, drückt nicht aus, was ich will. So sage ich einfach „Wertschätzung für meine Partnerin“ in einer Beziehung und umarme sie mit allem, was ich habe.

Schwere(s)los

Wie eine Vision durchfuhr es mich, ein Gefühl von Schmerz und Süße ohne Gesicht. Wie ein Astronaut vom Raumschiff entrissen, trieb ich im Weltraum dahin. Die Nabelschnur getrennt, hoffnungslos, ohne Rückkehr, ohne Rettung, das Grauen der Leere, der endlosen Kälte vor Augen. Vom Leben entrissen, von der Liebe entrissen, alleine und innerlich zerrissen vor Angst. Dann fragte ich mich still und entsetzt, aus welcher Quelle nehme ich die Kraft zu überleben, an etwas zu glauben, einfach durchs Beten? Wer versichert mir, dass es gut ist, wie es ist, dass man zwar alleine treibt, aber nicht alleine ist? Und wenn einem das Glück aus der Luke des Raumschiffs entgegengrinst und wenn man erkennt, doch nicht glauben will, dass es für alle dort besser zu sein scheint ohne mich, woran hält man sich fest auf dem Weg ins Nichts? Woran, wenn alles, was man hatte, nicht mehr bei einem, sondern dort im Raumschiff geblieben ist? Woran hält man sich fest? Ist Gott da, der einem sagt, verzage nicht, das Leben ist kurz, das All ist groß, dich ersetzen kann man ohne Not, an dir ist nichts wichtig, für niemanden, nur für mich? Und wie fällt man auf die Knie im Gebet vor ihm, wenn man sich einfach dahintreibt schwerelos, wie betet man, wenn alles, was einem bleibt, einfach nichts ist? Dann zerteilte sich der Raum plötzlich und ließ meine flehenden Gedanken verstummen, ein Keil der Zeit fuhr zwischen mir und dem Raumschiff in ihn hinein. Was war, bleibt, was ist, wird, klang es in mir. Vergangenheit und Gegenwart sind getrennt, die Zukunft hält neuen Boden für mich bereit, einen, der mich trägt, ohne wieder einzusinken und ins Nichts zu fallen. Doch sollte ich aber wieder Gefahr laufen, zu versinken, weiß ich jetzt zu fliegen auch ohne Halt. Die Vision war vorbei, so öffnete ich die Augen langsam für das Jetzt und umwickelte meine Gedanken in goldenes Papier für alle Zeit.