Platons rollende Höhle

Ich sitze in der Bahn. Jeden Tag. An mir reißen starre Mitreisende, und ziehen mitreißende Landschaften vorbei. Die Fenster klein. Mal verdunkelt, mal nein. Ich schaue hinaus, versuche zu sehen, mehr und noch mehr. Aber auch wenn ich den Kopf drehe, ändert sich nicht viel dabei. Ich beschließe die Fenster rauszureißen. Oder doch besser ganz auszusteigen? Jedenfalls will ich entkommen aus diesem lauen Sein. Und auch wenn ich auf mein Leben nicht anders schauen kann als durch die eigene welke Sicht, auch wenn es nur diese eine Welt um mich schwirrt, wer hindert mich, einen anderen Weg einzuschlagen, andere Schritte zu wagen? Nur ich selbst, andere nicht! Aber, um die ganze Form zu sehen, muss man doch umhergehen, auch laufen, stampfen, treten! Sitzen alleine reicht da nicht. Genau das will ich doch! Zu Gesicht bekommen all die Wunder, die man sonst nicht sieht. Und auch wenn nur für einen Augenblick mich das erhabendste Licht umgibt, und sich nicht nur durch kleine Fenster in Schatten wirft, will ich mein Augenlicht opfern, die Händen vorm Gesicht nehmen, und mich direkt zur Sonne drehen!

Solitarius

Wenn die Welt die reine Liebe belacht, verachtet und verschmäht, ist sie dem Untergang geweiht. Gefangen dient der Mensch lieber jeglichem Zwang. Die höheren Ziele, die ihn einst zum Menschen gemacht, schwinden aus seinem Geist. Mit Hohn belacht er Gott, und unbermerkt ertrinkt er in seinen … seinen Tränen.

Und mangelernährt an Liebe geht der einsame Wolf seines Weges.
Der Wind saust an ihm vorbei. Alles einerlei.

Goldfuß

Das Schwert vom Rücken nehme ich in meine Hand,
Golden und silber strahlt es in der Welt alles an.
Ein Gewand aus Schuppen blau-violett auf meinen Schultern,
Und vor mir stehst Du edler Drache wutentbrannt!
Angekettet an unseren Beinen ein Leben lang
Trieben wir dahin in Pflicht so verrannt.
Nun speist du Feuer, der Panzer mich kaum zu schützen vermag,
Du ziehst und zerrst an Kette und Bein!
Ich leiste Widerstand, stehe fest, wie lange noch?
Sind diese Ketten Fluch oder ein Geschenk von Gott?
Hitze steigt auch in mir hoch, so viel Zweifel an mir nagt.
Wer bist du, goldener Drache, fremd, oder doch von gleicher Statt?
Warum bist du an meiner Seite so unnütz und so lieb zugleich?
Deine Kraft zerrt an mir, ich schwanke, mich bricht aber nicht dein Wut.
Wer bist du, goldener Drache, so wild und so traurig zugleich?
Du schwingst dich in die Lüfte, Stein birst unter meinen Füßen.
Wer bist du, goldener Drache, so stark und so zart zugleich?
Ohnmacht über meinem Geist, mit Dämmerkraft öffne ich die Schelle am Bein.
Flieg davon, ruft der letzte Schatten aus meinem bewussten Sein,
Flieg, auch wenn ich nicht weiß, wer du warst an meiner Seit.
Dann Leben erfüllt erneut mein Fleisch, du schwebst noch bei mir nicht weit.
Wer bist du, goldener Drache, der nun frei und mir doch treu zugleich?
Schließlich erkenne ich dich, ein Segen steigt auf mich herab,
Du bist meine Leidenschaft, die ich zu entfesseln so selten gewagt.
So rufe ich, bleib bei mir, verlass mich, wenn erst das End für mich naht,
Doch jetzt lass uns zusammen steigen, dass sich der Himmel teilt!
Bisher blind und lahmend habe ich deine Flügel verkannt,
Goldener Drache, schärfe mein Schwert, fülle mein Herz mit deiner Macht!