Ich wollte schon wieder ein Gedicht über die Liebe schreiben. Ich wollte reimen

Sie strahlt in tausend Farben,
Jeder Mensch leuchtet
In seiner eigenen Farbe,
Die für alle Grau erscheint,
Nur denen nicht,
Die die gleiche Farbe haben.

Doch stimmt das eigentlich nicht. Wir sind vielmehr bedürftige Farbenblinde ständig auf der Suche nach der Bindungswärme unserer ersten Lebensmonate. Wir alle können uns so gut einreden, die eigene Farbe im Grau des anderen erkannt zu haben. Dabei überflutet uns ein solch törichtes Glücksgefühl, weil wir es fühlen wollen, weil wir ausgehungert sind, weil wir gesehen und endlich ankommen wollen. Aber irgendwann schlägt das Grau durch und wir ziehen weiter, suchen weiter, hungern weiter.

Doch was sind das wieder für schwere Gedanken? Gedanken, ihr launisch ewig unzufriedene Geistermacht ohne Zeitgefühl, ihr, die nach dem Glück trachtet, aber nicht bereit seid zur Selbstwandlung in das Jetzt, zur Erkenntnis eurer Vergänglichkeit, schweigt und erkennt

Mein Licht trägt meine Farbe,
Und das ist kein Gedicht,
Nur jedes Menschen Gabe.