Ich weiß, meine laienhaften, pseudophilosophischen Ergüsse sind durchaus nervig. Manchmal will ich nur meine zwischen Weltschmerz und Lebensfreude am Schweben gehaltenen autobiografisch gespickten Gedankenknäuel in den Äther schießen. Zeitgeist vom 19. Kronezacken der Menschheit trifft auf Momentaufnahmen eines Homedenkers, welch ein mit Eigenspannung überdüngter Nährboden für Wortentladungen meiner wundgereimten Gehirnwindungen! Doch genug des falschen Eigentadels, ich habe ja kein Zielpublikum, alle lesen auf eigene Gefahr.

Ich habe mich neulich gefragt, was Leidenschaft wohl ist und welchen Stellenwert sie im Leben eines Menschen hat. Ob sie eine Triebfeder ist oder eher eine Last. Führt sie zu einer Anhebung der Seelenenergie, oder ist sie vielmehr ein Stolperstein auf dem Gehweg des Alltags. Wohlgemerkt, rede ich nicht von Verlangen oder Begierde, sie stellen keine Leidenschaft für mich dar, ich rede von reiner Erhabenheit, vom wagemutigen Heraufbeschwören des Glücksgefühls, vom Herausfordern und mit unbändiger Wucht Wegwischen des Gewöhnlichen, von der Opfergabe an das Jetzt ohne Rücksicht auf Verluste, vom Verschmelzen mit dem Kontinuum und von der Wonne zeitweiliger Allmachtsphantasien. Klar?

Also, was ist Leidenschaft? Ist sie Liebe, ist sie ein kaum kontrollierbarer Nebenwesen mit Eigenleben? Was ist sie? Ohne Frage kann sie schöpferisch wie zerstörerisch sein. Sicherlich gibt es dazu geistes-, vielleicht sogar neurowissenschaftliche Untersuchungen. In meinen Überlegungen wollte ich mich durch keine Recherche beeinflussen lassen.

Leidenschaft ist in meiner herumwirbelnden Gefühlswelt eine zarte Erscheinung, eine scheinbar verletzliche, kleine, scheue Pflanze, die jedoch bescheiden aber in vollem Bewusstsein ihrer unendlichen Kraft in sich ruht und einen von der Scham befreit, vor Hingabe an das Leben auf die Knie zu fallen, den Kopf in das Glück zu betten und betört bereit zu sein den Augenblick zur Unendlichkeit werden zu lassen.

Aber vielleicht auch nicht. Jeder muss das für sich entscheiden.

Für mich ist es jedenfalls klar, ob wissenschaftlich oder nicht, dass ich ein Leben ohne Leidenschaft als nicht lebenswert erachte, denn sie ist ein Geschenk, ein göttliches Lebenselixier, das einem das Leben von innen heraus erspürbar macht. Ich wünsche allen, die dies bisher nicht gewagt haben, mutig zu sein, den Kelch zum Mund zu heben und sich einen großen Schluck von dem Trank zu gönnen. Das Knie tut vielleicht weh, doch das Herz wächst über den Rand des Universums hinaus. Gruß vom Pflänzchen: garantiert!