In der Bahn frage ich mich manchmal, wie soll ich sitzen, in welche Richtung soll ich blicken? In Fahrtrichtung blicke ich in meine Zukunft, sehe, was auf mich zukommt, aber nicht, was aus ihr geworden ist. So sitze ich gerne auch mit dem Rücken dazu, denn dann beginnt meine Zukunft in der Gegenwart und eine zeitlang hallt sie auch nach aus der Vergangenheit. So kann ich besser reflektieren und noch ausgedehnter verarbeiten, was gerade geschieht. Aber zurück nach vorne, das mag ich auch überaus gerne, denn so eile ich einer Zukunft entgegen mit Vorfreude. Gleiches abgebildet aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Sonderpaar
Ich fragte mich mal,
Was kann eine Welle reiten, nur eine andere Welle gar?
Nein, doch wenn eine Welle es ist, aufgetürmt jagen sie davon!
Ich fragte mich auch,
Was kann einen Stern umkreisen, nur ein anderer Stern wohl?
Nein, doch wenn ein anderer Stern es ist, wird ihr Tanz wunderbar!
Ich fragte mich noch,
Was kann einen Wirbelwind umarmen, nur ein anderer Wirbelwind?
Nein, doch wenn ein anderer Wirbelwind es ist, wird das Wilde sanft!
Horizonte
Mitten im Ozean auf einer Insel hoch auf einem Felsen sitzt ein Wesen. Bunt ist es und breit. Oder länglich und weit? Farblos? Leuchtend weiß jedenfalls? Hinter ihm eine Werkbank, darauf Spänen. Woraus sind die eben? Aus Holz, Metall oder nur dem Leben? Unter ihm das Wasserall. Die Augen geschlossen blickt er um sich, lauscht dem Wind, der seine Knöchel umschlingt, den Wellen, die sich schmeicheln oder fallen übereinander her. Die Arme ausgestreckt will es den Horizont berühren, an sich ziehen, um sich hüllen. Eine Landschaft stellt es sich vor mit Feldern von Rapps, Lavendel und Mohn gesprenkelt im grünem Gras. Weiche Hügel, frische Täler, ein Wald wie aus dem Märchenland erfüllen seinen Geist. Dann zieht es seine Hände ein und fragt sie „Was habt ihr die ganze Zeit gemacht? Das Leben gehobelt und geknetet auf bekannte Art?“ Ein Leuchtturm wollte es sein für alle Boote, die auf See gerieten in Gefahr. Aber auch bei Sonnenschein wollte es ihnen den Weg weisen … unvorstellbar. Sein Blick weiter umzingelt von trübem Allerlei schließt er die Augen wieder und sagt „Was ist vorne, was ist hinten, ist nur eine Frage der Perspektive, und man selbst auch ein Horizont für andere“, der aber nur erreichbar, wenn … so springt es ins Wasser in die Wellen, verlässt seine Insel, seine Werkbank, und nimmt sein Leben mit in unbekannte Welten. Schwimm, kleines Wesen, schwimm!
Z(w)eit
Ich möchte durch Städte krengeln, mich erfreuen, ziellos schlendern, um dich springen wie ein Kind mit einem Eis in der Hand. Ich möchte durch Museen gehen, schauen, staunen wie in fremden Ländern, und deinen Worten lauschen Hand in Hand. Dann mit dir auf einer Bank mit einem Himmel über dem Blätterdach so blau, so blau, wie der nur blau sein kann. Ich möchte mit dir reden, lachen, deine Gedanken fassen, was dich beschäftigt, was du liest oder was ist gerade mies. Ich möchte wissen, wie es dir geht, woran dein Herz hängt, und deine Träume sehen, was in der Zukunft steckt. Ich möchte mit dir zu Abend essen, über den Tisch gelehnt dich küssen, küssen, und dir das Salz hinüberreichen, es aber nie verschütten aus meiner Hand. Und wenn ich mir den Zeh anstoße oder in anderen Heldentaten tobe, aufstehen will ich immer, damit ich zu dir zurückkommen kann. Und neben dir möchte ich liegen, deinen Atem hören und sehen dein Gesicht auch in der Dunkelheit. Ich möchte mit dir die Jahre zählen, oder was für uns vorgesehen, denn die Zeit ist das wahrhaft Größte, was man sich schenken kann zu zweit. Und immer will ich dir zur Seite stehen mit Herz und Kraft. … Aufgewacht!
TagTraum
… auf dir ruht
mein erster Blick,
unsere Augen begrüßen sich,
in uns erwacht das Leben,
und wenn wir aufbrechen,
meine Nahrung ist dein Kuss,
ich flieg‘ auf meinen Wegen,
und abends zurückgekehrt,
„Schön, dass du da bist“
erklingt aus deinem Mund,
ich flüstere zärtlich
„Ich habe dich vermisst“,
und am nächsten Morgen
weck‘ ich dich mit
„Ich liebe dich“,
deine Augen lächeln,
und der Tag beginnt
erneut glücklich …