Und schon wieder irgendwelche Gedankengänge, ich kann es nicht lassen. Und über was jetzt? Über sonderbare Phasenübergänge. Es geht um Stimmungen, was sonst?
Schwermut ist der erste Begriff: Ihr kann ich am besten Hoffnung als Begleiter an die Seite stellen, vor allem eine nicht erfüllbare. Schwermut ist schwer und träge, passiv wie ein Stück Feststoff.
Sehnsucht folgt ihr auf den Fersen: Sie geht für mich Hand in Hand mit Begehren. Sie ist wenig greifbar, nicht lokalisierbar, kommt und geht, umgibt und piesackt einen fortwährend. Sie ist wie Gas oder Dampf.
Manchmal kann man aber in den eigenen Emotionen diese beiden Zustände kaum auseinanderhalten, sie fühlen sich ähnlich an – wie eine Membran, nur von unterschiedlichen Seiten betrachtet -, vielleicht sind sie gar gleichzeitig da, oder sehr nahe beieinander. In der Physik gibt es den Begriff Sublimation. Er beschreibt den unter bestimmten Bedingungen unmittelbaren Phasenübergang eines Stoffes von fest zu gasförmig (also z.B. direkt verdampfendes Eis) ohne den intermediären flüssigen Aggregatzustand (hier Wasser). Oh, ein dritter Zustand erscheint auf der Bühne! Und was symbolisiert dieser nun? Für mich genau jenes Gefühl, das ich empfinde, wenn ich in allem von allem mich tragen lasse: Vertrauen. Keine Schwermut, die einen lähmt, kein Begehren, das einen vor sich hertreibt, sondern ein Vertrauen, das einfach nur fließt, sanft und beständig. Ist es nicht wunderbar stimmig? Für mich definitiv. Und aus diesem Vertrauen kann man in alle Richtungen schauen und vielleicht auch gehen. Dies fühle ich im Herzen, es ist das Inter-esse, das Dazwischen-/Inmitten-Sein, die Neugier und die Freude daran und eben an allem. Keine Schwermut, keine Sehnsucht, ein zartes, vielleicht zärtliches Vertrauen, keine abrupte Sublimation, ein weiches Fließen in sich, aber manchmal durch natürliche Phasenübergänge von hier aus auch zur Schwermut und auch zur Sehnsucht hin, wenn es einem doch beliebt, jedoch mit dem Rückschwinger zurück in die Mitte. Das ist nun die Theorie, aber auch häufig die Praxis. Jedoch nicht immer.
Und was ist Sublimation in der Psychologie? Nach Freud die Grundlage jeglicher Kultur mittels Umleiten von primitiven Bedürfnissen in sozial vertretbare. Dann ist meiner Ansicht nach der dritte Aggregatzustand in der Mitte wiederum das Fließen in der Kreativität, die Umwandlung von treibenden Energien. Faszinierend!