Existenzfrage

„Du schreibst in letzter Zeit viel über Gott. Glaubst Du, dass es ihn gibt?“. Diese Frage wurde mir gestern gestellt. Ich erwiderte nur knapp: „Die Frage passt nicht.“

Ich wollte nicht arrogant klingen, tatsächlich ist das meine Überzeugung. Der Begriff Existenz ist mit Gott nicht vereinbar. Unsere geistigen Möglichkeiten, unser „Wortschatz“ reichen nicht aus, um ein … mir fehlt das Wort, ein was? zu definieren oder zu hinterfragen, das ist und zugleich nicht ist. Einem Seinszustand, auch als Zielgebilde des Glaubens, kann man Gott nicht zuordnen. Alles, was ist, ist nur eine Projektion auf Erfassbares.

Also, gibt es Gott? Nun, quantenmechanisch betrachtet, erst wenn wir an ihn glauben, tritt er in Erscheinung, denn mit dem Glauben „beobachten“, „sehen“ wir ihn. Doch auch, wenn wir nicht an ihn glauben, ist er und ist er nicht in einem „Woanders“, wo nur er sein Flüstern hört.

Und woran glaube ich? An sein Flüstern.

Angst ist,

sich gegen Gottes Willen zu stemmen.
Doch wie stemmt man sich gegen einen Lufthauch, der eines Gesicht streichelt?

Heim

… ich liege auf dem Boden, spüre den kratzigen Teppich an meinem Rücken, in der Zimmerdeckenecke Spinnweben, auf dem Schrank reift eine grüne Banane in der aufsteigenden Wärme des Holzofens, das Bett meiner Eltern eine einzige tektonische Landschaft, kein Geld für Reparatur, kein Geld für nichts, halte ein Schmalzbrot in der Hand, der Geruch meiner Großmutter in der Luft, sie kommt durch die Tür, ihr Stöhnen eilt ihren Schmerzen voraus, der Hund springt auf mich, sein Blick bohrt sich warm und treu in mein Herz, ein Radio jault durch das Fenster, der Nachbar auf der Suche nach einem Sender, die Straßenbahn rattert am Haus vorbei, an ihr Menschentrauben im Wind, die Luft ist rein und warm und voll vom Geruch des besiegten Staubes, Sommerregen, es tropft im Zimmer, das Dach ist undicht, meine Mutter in der Küche, übt sich in Improvisation, Wiener Schnitzel aus Schinken, es gab heute Schinken im Laden, mein Vater kommt später, ich freue mich auf ihn, ein wohlig-wonniges Gefühl, ich bin zu Hause, ich bin ein Kind …

… ich wäre so gern wieder Kind.

Dimensionen

Für einige ist die Erde noch eine Scheibe, sie haben die geistige Tiefe eines Tellers. Sie sind glücklich.

Andere schweben in ihrem multidimensionalen Ozean transzendenter Träume fernab jeder Realität. Sie sind glücklich.

Ich, von Erkenntnissen geplagt, bin gelähmt. Bin ich glücklich?

Wo ist die Mitte?

 

Universelle Zusammenhänge

Ich wurde gestern gefragt, welche Bedeutung denn eine Tat in Anbetracht der Ewigkeit haben kann. Hat sie eine?

Wenn man so fragt, hat für sich betrachtet wohl nichts eine besondere Bedeutung. Hatten denn die einzelnen kosmischen Staubkörnchen jeweils eine Bedeutung? Nein, doch ihre Verdichtung ließ Sonnen erstrahlen.

Im Angesicht der Ewigkeit hat im Leben keine Tat, keine Prüfung eine besondere Bedeutung. Doch so wie die Unendlichkeit tot und dunkel ist ohne das Licht der Sonnen, ist die Ewigkeit stumm und leer ohne die angesammelten (Selbst)Erfahrungen der lebendigen Wesen im Universum.

Die Ewigkeit will nicht leer sein, Gott will sich in der Vielfalt erfahren und begreifen, damit sein Aufgehen in der Dualität eine lebendige Schöpfung ist und kein leerer Versuch.

Alles hat eine Bedeutung, jede kleine Erfahrung ist wichtig für die Ewigkeit, sie definiert sie, sie definiert Gott und rettet ihn vor der Ruhe … in Ewigkeit, Amen.