Geburten

Die Geburt eines Kindes ist die Freude und Bürde einer Frau. Ein Mann ist da bloß Statist. Doch gibt es etwas, bei dessen Gebären Frau und Mann gleichberechtigt sind. Es ist das dritte Element ihrer Beziehung, die zwischen ihnen besteht, die aus ihnen selbst und diesem als Erzeugnis ihrer Liebes- und Verbindungsdynamik entsteht. Es kann wunderbar gedeihen aber auch lebensunfähig sein wie ein todgeweihtes Wesen. Es kann pulsieren und wachsen, strahlen und rasten. Es ist nicht die Eine oder der Andere, diese bilden nur die Spitzen der voneinander unabhängigen Ganzheiten. Dieses Dritte ist die Verbindung, die zwischen ihnen entstandene Feldstärke, der Funke, der Blitz, das Licht, die Wärme, der Überschlag, das Aufbäumen und Verglühen. Es ist etwas Lebendiges und Eigenständiges, der Geist, der aus der Polarität sich selbst bezieht, aber unabhängig von ihr existiert. Nicht für sie, sondern durch sie. Und wenn er vergeht, hinterlässt er oft Abgetragenes und Verkohltes, müde und staunende Augenpaare, flehend-schlaff ausgebreitete Arme, die zwar sehr bemüht, aber doch unfähig waren ihr „Kind“ am Leben zu erhalten.

Aber wenn er besteht! Wenn dieser Geist besteht, gleicht sein Licht der göttlichen, liebenden, lebendigen Schöpfung.

Frage

Viele suchen die Liebe und glauben, sie in einer Beziehung finden zu können. Andere haben die Liebe und wollen daraus eine Beziehung bauen. Weder das eine noch das andere muss zum Erfolg führen. Aber wie nennt man den Zustand, wenn beides zusammen da ist? Mit welchem Wort kann man ihn beschreiben?

Beziehungsliebe?
Liebesbeziehung?

Oder einfach nur
wortlos dankbar sein,
weil er so selten ist
und so kostbar?

Videre

Wir lernen alle irgendwann sehen, mancher schneller, mancher langsamer. Anfangs schauen wir nur und sehen, was wir sehen wollen, was unsere Bedürfnisse oder Vorurteile bedient. Später lernen wir erkennen und irgendwann begreifen wir auch. Schließlich lassen wir los, wir lassen unser krampfhaftes Verlangen nach Anerkennung, Liebe und Schutz los, umarmen uns selbst, spüren uns selbst. Dann breiten wir die Arme aus und erlauben unserem Herzenslicht hinauszutreten. So laden wir endlich diejenigen ein, die ebenfalls sehen können, zumindest uns sehen und wahrhaftig erkennen können, denn erst jetzt erlauben wir es ihnen, erst jetzt legen wir unsere Maske ab. Hoffentlich legen wir unsere Maske ab, denn sonst bleiben wir allein.

Wort für Wort

Liebe mich, doch nicht zu sehr,
Liebe mich, wie ich begehr.
Gib mir Wonne, zeig’ mir Lust,
Ertrage zärtlich meinen Frust.
So bin ich, das musst du wissen,
Das wolltest du doch nicht missen.
Aber wehe, meine Liebe schwindet,
Zu dir mich keine Bande bindet!