Das Photon

Ein Lichtpartikel,
vielleicht eine kleine Seele,
am Bug eines Schiffes die Laterne,
oder das ewige Licht am Grab,
die Reklametafel an der Straße,
oder ein einsamer Stern im All,
gar der Anfang von allem
ist sein Ursprung ohne Zeit,
es durchfliegt den Raum
in einem Augenblick der Ewigkeit,
nichts ist schneller,
nichts gleicht ihm auf keine Art,
es schraubt sich durch Galaxien,
durch die Unendlichkeit
auf der Suche nach einem Halt,
und angekommen in deinen Augen
sein Funke erstrahlt,
durchdringt deine Erinnerungen
an Liebe, auch Leid,
seine Tränen sind
eine ständige Wiedergeburt,
die Tränen des Abschieds und
der Freude in einem,
es kommt und geht,
es ist das Licht,
die Liebe des Universums.

Ein Versuch …

… es zu beschreiben sind nur diese Zeilen.

Wie die Mutter zu ihrem Kinde sagt

– Iss!
– Nein, ich will es nicht!
– Warum? Ist doch lecker.
– Mag sein, aber nicht für mich.

Wie, wenn man keine Luft bekommt,
obwohl alle um einen herum atmen,
oder man trinkt,
doch das Wasser ist nicht nass.

Es ist, wie eine Topfpflanze im Wald,
eine Mücke unter Elefanten,
ein vergeblicher Blick nach hinten,
ohne den Kopf zu drehen.

Diese Zeilen sollen sich nicht reimen,
denn auch der Reim hat nichts zu sagen,
ist nur ein Versuch,
selbst zum Scheitern verurteilt.

Es fehlt etwas, was nicht zu ersetzen ist,
es fehlt die eine unter keinen.

Umwandlung

Heute wollte ich nichts schreiben. Doch ein Bild geht mir nicht aus dem Kopf. Viele kennen ihn wahrscheinlich, den Dunkelstern aus dem Film „Das fünfte Element“. Ein Himmelskörper, der immer größer wird, je mehr Hass man ihm entgegenbringt. Je mehr man ihn beschießt, umso mehr Macht verleibt sein gefräßiges Sein von böser Macht ein. Das Böse, dieses Bild wieder. Wie kann man ihm begegnen? Angreifen, ausgrenzen, verschieben? Wie reagiert unsere Gesellschaft darauf? Wissen wir, was eigentlich das Böse ist? Es gibt so viele Gedanken dazu, ich will keinen neuen dazudichten. Und welche Lösung erhält das Publikum? Nun, die Liebe erzeugt einen Strahl, der aus der Brust des höheren Wesens Leeloo gegen den Dunkelstern prallt, und ihn somit zum Stehen bringt. Aber was denn? Ich habe für diese Szene früher so geschwärmt, ich war hin und weg, was für eine Macht die Liebe hat. Doch der Stern bleibt dunkel, wächst bloß nicht mehr, erstarrt an Ort und Stelle, wird eingefroren in seiner Einsamkeit. Ist das wirklich die Lösung, erzwungen durch einen Beschuss? Ich hadere mit meinem Ja, denn was wurde erreicht? Klar, die Erde gerettet, laut Drehbuch halt. Aber ist das wirklich die Botschaft der Liebe? Schieße mit einem Strahl schöner Farbe, und definiere das Dunkle böse, dann dich selbst als guter Geist? Ist es nicht auch eine Machtausübung, nur einer anderen Art? Doch! Gedanken, Gedanken, die Tatsachen sprechen jedoch für sich. So weiß ich selbst nicht, wie man handeln kann und soll, wenn einen die Ohnmacht lähmt in Anbetracht des menschlichen Tuns aus niederen Motiven. Ich weiß nur, dass Liebe nicht zurückschießt, nicht ausgrenzt, nicht bestraft. Und ich weiß auch mit absoluter Sicherheit, dass Liebe empfängt, erklärt und umarmt. Sie ist langsam in ihrer Wirkung, und manchmal muss sie wahrhaftig einen Kampfschrei ausstoßen „Bis hierhin und nicht weiter!“, aber nur, um auch den Angreifer vor sich selbst zu schützen, das Opfer in Täters Gewand. Unumwunden umarmt, und nicht nur bunt bestrahlt.

Anmerkung: Zu ihrer Verteidigung sei gesagt, Leeloo war kein Mensch, nur ein höheres Wesen, dass auch noch viel zu lernen hat.

Manchmal

Manchmal bin ich ein Handschuh,
manchmal die Hand, die friert.
Manchmal greife ich nach dir,
manchmal rufst du nach mir.
Manchmal bin ich ganz Energie,
manchmal bloß helle Neugier.
Manchmal nur schön mit dir,
manchmal vermisse dich hier.
Manchmal wünschte zu fliegen,
manchmal will ich nur liegen.
Manchmal habe ich kein Licht,
manchmal bin leuchtend Gestirn.
Manchmal ist es, wie es ist,
manchmal ist es nur Phantasie.
Doch ewig währt die Liebe in mir.

An der Trinkhalle

Welch ein Titel! Und warum der? An Trinkhallen gehe ich selten vorbei, dennoch spüre ich deren Sog, doch nicht auf mich, sondern auf die Stammkundschaft, die nicht nur wegen des Alkohols dahin pilgert Tag für Tag, sondern, um nicht allein zu sein. Im Sommer steht sie unter dem Schirm, im Winter unter der Heizglocke. Im Herbst regnet es ihr unter die Haut, im Frühling quält sie die Sehnsucht wie Gier. Diese Kundschaft, die meist aus Männern besteht, von solchen, die sich nur untereinander verstehen. Manchmal verirrt sich auch eine Frau dahin, eine vielleicht mit Raucherstimme, die mit den Männern um die Wette grölt über belangloses Zeug, was eigentlich nur für uns kaum einen Sinn ergibt. Für sie ist es das Leben, eines, das ihnen sonstwo nicht gegeben, denn zu Hause haben sie nichts, keine Frau, keinen Mann, kein Kind. So gehen sie zu ihrer Trinkhalle zuhauf, und wir bauen unsere Trinkhallen zu Hause auf.