Ich habe nie bewusst erkannt, dass ich Nebel eigentlich mag, doch heute früh war es soweit. Wie im Schein der Außenbeleuchtung des Hauseingangs sich winzige Wassertropfen umschwebten. Wie Straßenlaternen mit ihrem Lichthof versucht haben, auf sich aufmerksam zu machen. Wie die Sonne sich durch das Dunstdickicht hindurchwühlte. Wie das Leben erwachte aus einem Märchenschlaf. Ich finde den Nebel nicht bedrückend oder bedrohlich, wie so viele. Für mich ist er das Zeichen der Hoffnung schlechthin, denn er löst sich früher oder später auf, ich kenne es nicht anders. Und wenn man nichts sieht, dann sieht man eben nichts, dann nutzt man andere Sinne, um voranzukommen, oder man bleibt einfach eine Weile stehen. Wie auch im Leben. Wenn Nebel einen umhüllt, und man denkt verloren zu sein, reicht es manchmal kurz innezuhalten, bevor man erneut losgeht. Ok, ist das jetzt eine wichtige Erkenntnis, die ich nun erlangt habe, oder wieder nur eine, die ich unweigerlich gelernt habe zu ertragen? Wohl beides. Das Leben ist solch eine verschwommene Mischung von Vergangenheit, Zukunft und bisschen Gegenwart, dass man diese Ebenen oft kaum auseinanderhalten kann. Alles schimmert durch, die Zeit schwindet, und man weiß nicht, was wahr ist, oder was vorne oder hinten. Bilder, Düfte oder eine Berührung aus der Kindheit, oder eben aus der jüngsten Vergangenheit. Waren sie Realität oder bloß Trugbilder der Nebelschwaden, die im Leerlauf des Geistes in einem aufkamen? Und wenn solch Nebel aufzieht, dann betrübt auf Godot warten? Nein, denn ein Licht gibt es immer, und wenn schon nicht in der Außen-, doch in der Innenwelt in einem selbst. Ein Licht, das zeigt, es ist nicht wichtig, was man sieht, oder glaubt zu sehen, es reicht, dass man sich bewegt, immer nach vorne, auch wenn nur dem eigenen Licht folgend. Den einen Schritt nach dem anderen setzen ganz vorsichtig, bis die Sonne den Nebel vertreibt. Und dann rennen und umarmen die Welt, die Wirklichkeit, die in voller Glanz erstrahlt! Der Nebel löst sich auf, immer.